Bundesfahrt 2016 Polen (Wandergruppe Kiebitze)

Im Sommer 2016 wanderten wir im Zuge der Bundesfahrt durch die polnischen Beskiden.

Für mich fing alles ein paar Stündchen später an, als für den Rest. Ich und meine Schwester Streusel waren mit unserer Familie im Urlaub und sind erst in Dresden zu den anderen gestoßen. Nun komplett, begaben sich die Stämme MLK und Camelot auf eine Busfahrt quer durch Polen. Wir hatten alle unseren Spaß, nur schien es kein Ende zu geben, weshalb wir erst im Dunkeln in Nowy Targ ankamen. Da die Motivation fehlte jetzt noch Zelte aufzubauen, „ponchten“ (von unten nach oben: Poncho, Isomatte, Mensch im Schlafsack, Zeltplane als Decke) wir am Straßenrand.

Am nächsten Tag teilten wir uns dann in unserer Wandergruppen und begannen unsere Tour. Erste Etappe: Der Turbacz. 1310 Meter hoch (auch wenn wir zum Glück nur noch 605 zurückzulegen hatten). Schon nach den ersten Streckenabschnitten merkte man, dass das hier nicht reines Vergnügen sein würde…und umso mehr freuten wir uns dann, als ein Mann sagte, dass es nur noch eine Viertelstunde bis zur Spitze sein sollte :D. Missverständnis…: Er empfahl uns wohl eigentlich eine Viertelstunde Pause, um danach die restlichen zwei Stunden gut überstehen zu können …. Kurz vor dem Gipfel trafen wir dann die andere Camelot-Wandergruppe wieder, die genauso aussahen wie wir uns fühlten …. Als wir endlich unser Tagesziel (Herberge am Gipfel) erreicht und unsere Zelte aufgeschlagen hatten, versprachen wir uns, dass wir das schlimmste nun hinter uns hatten („jetzt geht es nur noch auf dem Kamm entlang“).

Wie falsch wir doch lagen…

Der nächste Tag bestand fast komplett aus Aufs und Abs…300 Meter, die man in Richtung Meeresspiegel schreitet, müssen ja auch irgendwie wieder hoch gekrochen werden, wenn man auf dem Kamm bleiben will … völlig erschöpft erreichten wir abends endlich unser (immer wieder neu gestecktes) Tagesziel. Nach langem Suchen fanden wir in dem kleinen Bergdorf sogar einen fast idealen Platz zum Zelten. Die Besitzerin eines Ferienhauses ließ uns in ihrem großen Garten schlafen. Wir bekamen Stangenholz für die Kohte, Wasser und sogar jeder ein Stück Pizza! So hatte der Tag immerhin noch ein schönes Ende.

Der nächste Tag sollte sich aber schon wieder als schwierig gestalten. Aufgrund einer Unwetterwarnung in den Bergen, entschlossen wir uns für eine Überarbeitung unserer Wanderroute. Wir stiegen (bei merkwürdig gutem Wetter) vom Berg hinab in die Stadt Szlembark und nahmen den Bus zu unserem nächsten Zeltplatz, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen.

Dies war eine weise Entscheidung, da wir eben diese Zeit wieder verlieren würden …

Ich wachte nämlich am nächsten Tag auf und konnte mich vor Schmerz kaum rühren, da ich mir einen fiesen Sonnenstich zugezogen hatte …. Da wir sowieso einen Pausetag zum Wäschewaschen einlegen wollten, kam uns das sogar erst (wenn man das so sagen darf) recht gelegen. Wir nutzten diesen Tag also um wieder zu Kräften zu kommen: Bad im Fluss, warme Duschen, saubere Klamotten und viel Ruhe. Was will man mehr? Unser einziges Problem war, dass es mir auch am nächsten Tag nicht gut genug ging, um mit einem 25-Kilo-Rucksack durch die Gegend zu traben. Während also die MLKler, die die eine Nacht neben uns kampiert hatten, am nächsten Morgen wieder aufbrechen konnten mussten sich meine Mitstreiter mit einer Halbtagestour begnügen.

Um die wieder verlorene Zeit aufzuholen, beschlossen wir am nächsten Tag wieder mit einem dieser durchgeknallten polnischen Kleinbusse zu fahren. Nur verpassten wir den Ausstieg und standen plötzlich in einer Stadt, die nicht mal mehr komplett auf unserer Karte drauf war… nach anfänglichen Versuchen den Weg zurück auf die Karte zu finden, rangen wir doch dazu durch noch einmal Bus zu fahren (diesmal war es sogar ein echter Linienbus!). In Stary Sacz (unserem Tagesziel) angekommen, trafen wir zwei fremde Pfadfinder aus Frankfurt, die gerade vom Einkaufen kamen und uns mit zu ihrem Campingplatz nahmen. Dort trafen wir auch auf eine Gruppe aus Niedersachsen, die auf Ihrer Fahrt noch mehr Probleme gehabt hatte…der Platz war nämlich eher eine Art Lazarett für Pfadfinder (Niedersachsen: 1×Gipsarm, 1×Gipsbein; Hessen: 1×Magen-Darm).

Angesteckt vom Unmut der Niedersachsen weiter zu wandern und abgeschreckt von den erneut schlechten (und erneut falschen) Wettervorhersagen blieben auch wir (erneut) einen weiteren Tag am selben Ort. Denn als sich herausstellte, dass das Wetter doch herausragend war, war es schon zu spät und nur noch Zeit für einen Besuch der Stadt und des Klosters vor Ort…wo wir unsere andere Gruppe trafen… die heute noch wandern wollte … da fühlte man sich doch echt schlecht …

Also wurde am nächsten Tag zusammengepackt und (1: nach einer Busfahrt (2: um Zeit aufzuholen (3: irgendwie kommt mir das bekannt vor))) nochmal gewandert. Ziel: Abschlusslagerplatz! Dort angekommen und aufgebaut ging es natürlich sofort zum Wellnessbereich (ja das gab es 😀 ) Und danach gab es Essen. Gekocht von mir. Besser geht es nicht (oder vielleicht doch?).

Und so begann das (An- und Abreisetag zusammengenommen) 4-tägige Abschlusslager. 500 Pfadfinder aus ganz Deutschland! Thema: Polnische Geschichte. Interessant und auch informationsreich gestaltete Programmpunkte und dazu Zeiten in denen man Workshops besuchen konnte (Kegel schnitzen, Polnisch lernen, Linol-Stempel herstellen, uvm…) Man traf alte Freunde wieder und knüpfte neue Bekanntschaften.

So war die Trauer natürlich groß, als man schließlich wieder getrennte Wege gehen musste. Manche begannen jetzt ihre Wanderung und manche fuhren wieder nach Hause. Und wir? Wir wanderten weiter. Wir schlugen unser Lager im Wald neben dem Lagerplatz auf und machten Tagestouren durch die umliegenden Berge. Geniale Aussichten im Kopf und die Höhenmeter in den Beinen ließ es sich dann auch gut einschlafen.

Auch als es dann am Abend des zweiten Post-Lager-Tages in den Zug nach Warschau ging. Nach einer halben Stunde war ein komplettes Abteil voll mit Pfadfindern, die (die Beine über den Gang ausgestreckt) jeweils 4 Plätze alleine einnahmen. Wir waren auf dem Weg nach Hause! Betten und Duschen waren schon in Sicht!

Einen Tag mussten/durften/konnten wir jedoch noch in Polens Hauptstadt Warschau verbringen. Shoppen, in der Lieblings-Fastfood-Kette schlemmen oder einfach nur im Park in der Sonne ausruhen. Mit der Ruhe war es dann aber schnell vorbei, als wir erfuhren, dass wir nicht wie angenommen von Warschaus Hauptbahnhof die Reise nach Bielefeld antreten würden, sondern noch 5 Kilometer laufen mussten um unseren Abfahrtsort zu erreichen. Getrieben von dem Wunsch endlich mal endgültig zur Ruhe zu kommen, war dies aber ein zügiges Unterfangen und schon bald saß man in voller Erwartung am Gleis…und wartete auf den Zug…60 Minuten Verspätung…Bahn ist und bleibt halt Bahn, ob in Deutschland oder in Polen..

Als der Bus dann schließlich doch kam wurden die Quartiere bezogen: LIEGEWAGEN! Diejenigen, die einfach nicht müde zu kriegen waren, starteten noch eine Singerunde in ihrem Abteil, ich jedoch wollte einfach nur noch schlafen. Bis 4:00 morgens. Dann kam der Zug in Bielefeld an und wir wurden von unseren Eltern (verrückte Leute sind das…so früh aufzustehen…) abgeholt. So schwer es auch war sich nach so einer intensiven Zeit von einander zu verabschieden, so verlockend war doch auch der Gedanke an Zuhause. Und so kam man nach zwei (bei mir waren es vier) Wochen auf Wanderschaft endlich wieder dort an. Um Kraft zu tanken für weitere Aktionen, die nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen sollten.

Gut Pfad

Lauren